Türkei: Des Schäfers liebste Hunde |
Ein Hirte erklärt den Grund: "Bevor ich selber etwas essen kann, muss ich die Hunde füttern, eigentlich gleich nach dem Aufstehen. Das ist sehr wichtig. Denn wenn die nicht rechtzeitig etwas zu fressen bekommen, gehen sie erst gar nicht mit der Herde auf die Weide."
Doch Hirte Bekir glaubt nicht, dass das den Bestand auf der Hochebene langfristig retten wird. Denn: "Kangalhunde bekommen nur drei bis vier Welpen, das ist zu wenig, andere Hundearten bekommen bis zu neun."
Nur das Nötigste wie Zucker, Tee und Tabak werden gelegentlich in größeren Mengen in der Stadt eingekauft und dann gleich für Monate gelagert. Alles andere, was Bekirs Familie zum Essen braucht, kommt von seinem Hof.
Zwar ist die Hochebene schier endlos. Trotzdem treffen regelmäßig Herden aufeinander. Und dann zeigen die Kangalhunde, was in ihnen steckt. Sie fletschen dann Zähne und sehen gar nicht mehr so niedlich aus. Ohne Angst vor fliegenden Steinen greifen sie die andere Herde an, um sie von der eigenen fern zu halten.
Bekir schätzt seine Kangals sehr: "Diese Hunde muss man für ihre Aufgabe nicht einmal erziehen. Bereits im ersten Lebensjahr kennen sie schon alle Schafe des Hauses und lassen keinen fremden Menschen und keine fremden Tiere an sie heran."
Auch der Mist der Tiere hat bei der Hirtenfamilie eine wichtige Verwendung. Er wird im Winter zum Heizen benutzt. Im Frühjahr und Sommer wird er daher breitgetreten, in die richtige Größe geschnitten, fein säuberlich gestapelt und getrocknet.
Die Sonne geht bald unter. Der Hirte Bekir kehrt mit seiner Herde heim. Die Mutterschafe wittern ihre Lämmer schon vor der Ankunft und stimmen an zu einem sehnsüchtigen Blöken.
Hungrig stürmen die Lämmer auf ihre Mütter zu, die den ganzen Tag über gegrast und nun prall gefüllte Euter haben. Die Muttertiere riechen ihren Nachwuchs. Und schon nach wenigen Augenblicken haben sich alle gefunden. Die laute Wiedersehensfreude geht über in ein wohlig-leises Schmatzen.
Der Kangalhund hat Feierabend, alle seine Schäfchen hat er heim gebracht. Und die werden nach dem Stillen noch einmal von den Müttern getrennt und in ihre Nachtquartiere geführt. Ein Tag aus dem Leben des Hirten Bekir ist vorbei. Morgen ist ein neuer Tag, der sich allerdings von dem heutigen kaum unterscheiden wird.
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